Prothese

Prothese
Pro|the|se [pro'te:zə], die; -, -n:
künstlicher Ersatz eines fehlenden Teils des Körpers, besonders der Gliedmaßen oder der Zähne:
eine Prothese tragen.
Zus.: Armprothese, Hüftprothese, Teilprothese, Vollprothese, Zahnprothese.

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Pro|the|se 〈f. 19
1. 〈Med.〉 Ersatzglied, künstl. Glied; Sy Gliedersatz, Kunstglied
2. 〈Zahnmed.〉 künstliche Zähne; Sy Zahnersatz
3. 〈Sprachw.〉 Voransetzen eines Lautes vor den Wortanfang ohne Bedeutungsveränderung, z. B. frz. „esprit“ aus lat. „spiritus“
[<älter Prothesis, Prosthesis <grch. prosthesis „das Hinzufügen, das Ansetzen“]

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Pro|the|se , die; -, -n:
1. [zu griech. prósthesis = das Hinzufügen, das Ansetzen, verwechselt mit: próthesis = das Voransetzen; Vorsatz] künstlicher Ersatz eines fehlenden, amputierten od. unvollständig ausgebildeten Körperteils, bes. der Gliedmaßen od. der Zähne:
die P. drückt;
Minenopfer müssen eine P. tragen.
2. [griech. próthesis] (Sprachwiss.) Entwicklung eines neuen Vokals od. einer neuen Silbe am Wortanfang (z. B. lat. stella: span. estella).

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Prothese
 
[griechisch próthesis »das Voransetzen«, »Vorsatz«] die, -/-n,  
 1) Medizin: aus körperfremdem Material hergestellter künstlicher Ersatz für durch Unfall verloren gegangene, durch Krankheitsprozesse zerstörte, aus medizinischen Gründen entfernte oder von Geburt an fehlende oder mangelhaft ausgebildete Körper- oder Organteile. Im weiteren Sinn gehören zu den Prothesen auch die als Endoprothesen bezeichneten Ersatzstücke, die z. B. in Form künstlicher Herzklappen (Herzklappenprothese), Arterien oder Gelenke (Arthroplastik), auch als Penisprothese (Penisplastik), in den Körper eingesetzt werden. Im engeren Sinn wird unter Prothese v. a. der auch unter dem Begriff Ekto- oder Exoprothese zusammengefasste künstliche Gliedmaßenersatz verstanden. Prothesen der unteren Gliedmaßen dienen als Teilprothese der Versorgung eines Unter- oder Oberschenkelstumpfes oder können als Beinprothese eine ganze Gliedmaße einschließlich einer Beckenschaufel ersetzen. Als Materialien dienen in großem Umfang Leichtmetalle und (teils glasfaserverstärkte) Kunststoffe mit funktionsangepasster Elastizität. Gegenüber dem früher üblichen Oberschenkelschnürschaft bei Unterschenkelamputierten wird inzwischen eine übergreifende Stumpfeinbettung angewendet; die Haftkontaktbettung, die sich ohne Luftzwischenraum dem Stumpf elastisch anschmiegt, mindert das Risiko von Wundstellen und Durchblutungsstörungen. Durch Feststellung des künstlichen Kniegelenks durch Federmechanismen oder eine automatische Bremse bei plötzlicher Beugung ist auch mit der Beinprothese ein annähernd natürlicher Bewegungsablauf beim Gehen erzielbar. Einzelne Zehen können durch Nachbildungen aus Weichplastik ersetzt werden, die durch einen Strumpf in der richtigen Lage gehalten werden.
 
Bei den Prothesen der oberen Gliedmaßen (Hand-, Armteil- und Armprothese) bestehen aufgrund der vielfältigen Funktionen von Hand und Fingern größere Schwierigkeiten, einen adäquaten Ersatz herzustellen. Zu den einfachen Armprothesen gehört die Arbeitsprothese. Fremdkraftprothesen werden von integrierten, batteriebetriebenen Elektromotoren elektromechanisch oder -hydraulisch oder durch einen pressluftbetriebenen Mechanismus bewegt und über am Stumpf befestigte Elektroden durch Muskelaktionsströme (myoelektrisch) gesteuert. Hierdurch sind differenzierte Bewegungsabläufe wie die Beweglichkeit des Oberarms in zwei zueinander senkrechten Ebenen, Beugung und Streckung des Unterarms, Ein- und Auswärtsdrehen der Hand sowie ihr Öffnen und Schließen insgesamt oder als Einzelfunktionen (besonders der künstlichen Hand) möglich. Form und Farbe der Oberfläche werden in Weichplastik nachgebildet. Modularprothesen werden aus elektronisch gesteuerten Fertigteilen (Modulen) zusammengesetzt.
 
Die Versorgung des Amputierten mit der Prothese wird in enger Zusammenarbeit des Arztes (Orthopäden) mit dem Orthopädiemechaniker und dem für das nachfolgend erforderliche Training zuständigen Physiotherapeuten durchgeführt. Nach der Operation wird eine Sofort- oder Immediatprothese angelegt, nach 8-21 Tagen die Früh- oder Interimsprothese; die endgültige Prothese kann wegen der Schwellung des Stumpfes erst 2-3 Monate später angemessen werden. Von diesen Funktionsprothesen sind die kosmetischen Prothesen, die wie die Mammaprothese (Mammaplastik) oder das künstliche Auge in erster Linie ästhetischen Zwecken dienen, zu unterscheiden; einen eigenen Bereich bilden die Zahnprothesen (Zahnersatz), die beide Aspekte vereinen. Die Kosten für Prothesen werden bei medizinischen Indikationen von den Krankenkassen oder anderen Kostenträgern getragen oder bezuschusst.
 
 
Versuche zur Konstruktion von Ersatzgliedern, meist zum Ausgleich einer Kriegsinvalidität, sind bereits aus der Antike überliefert, so bei Plinius dem Älteren; besondere Bekanntheit erlangte die »eiserne Hand« des Reichsritters Götz von Berlichingen, die 1505 von einem Waffenschmied angefertigt wurde und arretierbare Veränderungen der Hand- und Fingerstellung durch die intakte Hand ermöglichte; derartige Konstruktionen bildeten gegenüber einfachen, mit Greifhaken oder Ähnlichem versehenen Handprothesen die Ausnahme. Als Beinprothese war lange Zeit der Stelzfuß, ein hölzerner Stiel mit einer Hülse zur Aufnahme des Stumpfes, verbreitet. Im Gefolge des amerikanischen Bürgerkrieges bahnte sich die industrielle Produktion unter Verwendung neuer Materialien (Kautschuk, Hartgummi, Aluminium) an. Nach Versuchen von F. Sauerbruch, Prothesen durch Kraftübertragung von den Muskeln des Gliedstumpfes aus zu bewegen, wurden die eigentätig angetriebenen Prothesen der oberen Gliedmaßen entwickelt.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Implantat: Künstlicher Ersatz eines Organs
 
 2) Sprachwissenschaft: Bildung eines neuen Lautes (besonders eines Vokals) oder einer neuen Silbe am Wortanfang (z. B. französisch »esprit« aus lateinisch »spiritus«).
 

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Pro|the|se, die; -, -n [1: zu griech. prósthesis = das Hinzufügen, das Ansetzen, verwechselt mit: próthesis = das Voransetzen; Vorsatz; 2: griech. próthesis]: 1. künstlicher Ersatz eines fehlenden od. unvollständig ausgebildeten Körperteils: die P. sitzt gut, drückt; eine P. tragen, haben; Dort lagen zwei Holzhände mit Lederbefestigung, lagen zwei -n! (Lentz, Muckefuck 25); die P. (Zahnprothese) herausnehmen, reinigen; die P. (Arm-, Beinprothese) anschnallen, abnehmen. 2. (Sprachw.) Entwicklung eines neuen Vokals od. einer neuen Silbe am Wortanfang (z. B. lat. stella : span. estella).

Universal-Lexikon. 2012.

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